Geschichte des Verbandes baden-württembergischer Zuckerrübenanbauer e.V.

Württembergischer Bauernbund
Im Jahr 1883 schlossen sich in Württemberg die Landwirte zum "Württembergischen Bauernbund" zusammen. Diese Vereinigung sah es als ihre Aufgabe an, die vielfach vernachlässigten Interessen der Landbevölkerung gegenüber der Gesellschaft und der Politk zu vertreten. Der Württembergische Bauernbund entwickelte sich zu einem wirkungsvollen Sprachrohr und gewann zunehmend an Einfluss auf politscher Ebene.

Die Leistungen jener Zeit sind eng mit den Aktivitäten eines Mannes verknüpft: Theodor Körner. Als württembergischer Landtagsabgeordneter sowie als Reichtagsabgeordneter in Berlin  hat der gelernte Kaufmann die Interessen der schwäbischen Landbevölkerung über Jahrzehnte sachkundig und nachhaltig vertreten.

Erstmals ist 1908 von einer Versammlung des Württembergischen Bauernbundes in Stuttgart überliefert, dass damals deutliche Forderungen speziell von der Rüben anbauenden Landwirtschaft vorgetragen wurde. Da sie selbst noch keine Standesvertretung hatten, forderten sie in diesem Kreis einen Preis von mindestens einer Mark je Zentner Rüben. Sie beklagten sich zudem über die schlechte Behandlung an der Waage sowie über nicht gerechtfertigte Schmutzabzüge bei den Rübenlieferung. Sehr deutlich kritisierten sie den Zustand, dass der einzelne Bauer gegenüber der Zuckerfabrik nichts bewirken könne.

Im Trockenjahr 1911 zeigte sich erneut diese Problematik. Der Rübenertrag war nur bescheiden, der Zuckergehalt sehr hoch gewesen. Die Forderung, einen polabhängigen Rübenpreis auszubezahlen, wurde von der Zuckerfabrik strikt abgelehnt. Man war sich einig, dass nur eine starke Vertretung seitens der Landwirte die Position gegenüber der Zuckerfabrik verbessern könne.

Verband süddeutscher Zuckerrübenpflanzer
Der erste Weltkrieg lähmte die Aktivitäten der Kooperationsbemühungen. So kam es erst 1920 in Worms zur Gründung eines "Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenpflanzer". An den Vorarbeiten hierzu war Theodor Körner maßgeblich beteiligt. Insgesamt schlossen sich 27 bäuerliche Organisationen aus ganz Süddeutschland dem neuen Verein an. Von Baden war es der "Badische Bauernbund" unter Christian Schowalter, Rosenhof bei Ladenburg, und von Württemberg der "Württembergische Bauern- und Weingärtnerbund" unter Theodor Körner. Ihm wurde aufgrund seiner Kompetenz sogleich die Geschäftsführung der neuen Vereinigung übertragen. 

Auflösung der Verbände
Nach 1933 wurden nahezu alle bis dahin bestehenden politische Bauernorganisationen und Verbände berufsständiger Art praktisch aufgelöst. Deren Mitglieder wurden in die Hauptvereinigung des Reichsnährstandes eingegliedert. Auch die Zuckerwirtschaft wurde neu geordnet. Die süddeutschen Landesverbände hatten sich zukünftig als "Landesabteilungen" des "Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenpflanzer" zu bezeichnen. Nach dem Tod Theodor Körners im Jahr 1933, berief der damalige Staatskommissar für Landwirtschaft den Gutsbesitzer Dr. Rudolf Barth, Schafhof, zum neuen Vorsitzenden. Der Reichsnährstand verfügte 1934 eine Umstrukturierung des "Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenpflanzer". Seine Landesabteilungen wurden zwecks besserer Überschaubarkeit in zwei Verbände "Süddeutschland I" und "Süddeutschland II" unterteilt.  Da sich diese zentralistisch geführten Organisationen als wenig erfolgreich erwiesen, wurden in Baden-Württemberg alsbald die alten Organisationsformen wiederbelebt. Unter der von Berlin aus befohlenen Bezeichnung Landesverband Badischer bzw. Württembergischer Zuckerrübenanbauvereine führte man in der gewohnten straffen Weise das weiter, was zuvor schon praktiziert worden war.

Im Jahr 1935 gab Christian Schowalter den Vorsitz im badischen Landesverband an Ludwig Gebhard, Berwangen, ab, der dieses Amt bis Kriegsende bekleidete.

In Württemberg leitete Dr. Rudolf Barth den Verband bis zum Jahre 1945.

Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg
Mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches 1945 waren neben dem gesamten Verwaltungsapparat des Staates auch sämtliche Verbände, Vereine und vergleichbare Organisationen handlungsunfähig. Sie wurden von den Besatzungsmächten aufgelöst. Schnell zeigte sich, dass weder eine leistungsfähige Landwirtschaft noch ein erfolgreicher Zuckerrübenanbau bzw. eine wirtschaftliche Zuckerproduktion ohne eine straffe Organisation effektiv arbeiten konnte.

So wurden ab dem Frühjahr 1946 in Württemberg erste Vorarbeiten zur Neugründung einer Folgeorganisation geleistet. Der frühere Vorsitzende Dr. Rudolf Barth sowie Geschäftsführer Wilhelm Fausel waren daran massgeblich beteiligt.

Im Dezember 1946 verabschiedete die Gründungsversammlung, zu der die Mitglieder des aufgelösten Landesverbandes gekommen waren, eine Satzung für den neuen Landesverband "Württembergischer Zuckerrübenanbauer e.V." Hans Hege, Hohebuch, wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt (1946-1953). Ihm folgte Friedrich Berger, Aldingen nach (1953-1964). In Baden war es Dr. Franz Meisner, Karlsruhe, der die Neuorganisation eines Landesverbandes vorbereitete. Der Landesverband "Badischer Zuckerrübenanbauverein e.V." wurde in den Jahren 1947-1949 von Alfred Jost, Heidelberg-Kirchheim, zunächst im Auftrag des Landesdirektors für Landwirtschaft und Ernährung kommisarisch geführt. Bei der Gründungsversammlung im Jahre 1949 wurde er regulär zum Vorsitzenden gewählt. Bis zur Fusion der beiden Landesverbände (1972) bekleidetete Alfred Jost dieses Amt.  

Hans Hege schied altersbedingt 1965 aus dem Vorstand des "Verbandes Württembergischer Zuckerrübenanbauer" aus. Ihm folgte Dr. Reinhold Kißling, der spätere Vorsitzende des Verbandes Baden-Württembergischer Zuckerrübenanbauer e.V.,  nach.

Die Fusion 1972
Der Plan der Südzucker AG, die Werke in Stuttgart, Heilbronn und Züttlingen zugunsten eines Neubaus in Offenau stillzulegen, waren Anlaß, über einen Zusammenschluss der beiden Landesverbände nachzudenken. In zahlreichen Sitzungen und Einzelgesprächen haben die badischen und württembergischen Verbandsgremien das Für und Wider für einen gemeinsamen Verband eingehend besprochen. In diesen vorbereitenden Gesprächen haben einige Persönlichkeiten besonders zum Gelingen des Vorhabens beigetragen. In Baden waren es das Vorstandsmitglied Adolf Hauk, Ittlingen, das Ausschussmitglied Gerhard Weiser, Mauer, der spätere Landwirtschaftsminister von Baden-Württemberg, sowie Wilhelm Kolb, Bad Rappenau-Babstatt. Auf württembergischer Seite war es insbesondere der Vorsitzende Dr. Reinhold Kißling, der vehement für das Zustandekommen warb.

Bis zum Herbst 1971 waren die Vorbereitungen und Vereinbarungen für den Zusammenschluss so weit gediehen, dass den Mitgliedern in beiden Landesverbänden eine Satzung für den neu zu gründenden gemeinsamen Verband vorgelegt werden konnte. Den ersten Schritt zur neuen Organisation vollzog der Landesverband Badischer Zuckerrübenanbauer. In einer außerordentlichen Generalversammlung in Waibstadt am 14.11.1971 wurden die vereinsrechtlich notwendigen Abstimmungen durchgeführt. Mit einer klaren Mehrheit von 84 Prozent der abgegebenen Stimmen fiel die eindeutige Entscheidung zum Eintritt in den zukünftigen "Verband Baden-Württembergischer Zuckerübenanbauer e.V.". Der württembergische Landesverband traf in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21.2.1972 die gleiche Entscheidung einstimmig. Damit war der Zusammenbeschluss besiegelt.

Der "Verband baden-württembergischer Zuckerrübenanbauer e.V." mit Sitz in Stuttgart konnte die Arbeit aufnehmen. Dr. Alfons Ebner, bereits Geschäftsführer beim württembergischen Landesverband, führte die Geschäfte weiter.  

Die Geschäftsstelle des ehemaligen badischen Verbandes in Heidelberg wurde bis zum Umzug nach Heilbronn (1983) als Außenstelle vom ehemaligen Geschäftsführer des badischen Landesverbandes Richard Staub geleitet.

1975 erfolgte ein Generationswechsel in der Geschäftsführung. Dr. Rudolf Müller übernahm die Führung der Geschäftsstelle von Dr. Alfons Ebner. Bereits nach sechsjähriger Amtszeit übernahm 1981 Reinhold Köhler das Ruder. Die "Ferne" zu den Zuckerrübenanbauer veranlasste die Verbandsführung 1983 die Geschäftsstelle von Stuttgart nach Heilbronn zu verlegen - eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Die Besuche seitens der Mitglieder stieg rasant an. Im Jahr 1989 erfolgte ein weiterer Wechsel in der Geschäftsführung. Harald Wetzler übernahm die Geschäftsführung von Reinhold Köhler, der seinem Vorgänger zur Südzucker nachfolgte.

Dr. Kißling stand dem Verband bis zum Ende des Geschäftsjahres 1991/1992 vor. Das "Ruder" übergab er dann an Dr. Hans-Jörg Gebhard, Eppingen, der dem Verband bis 2003/2004 - also 12 Jahre -  vorstand. Bereits zwei Jahre zuvor wurde er zum Vorsitzenden des "Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer e.V." gewählt, weshalb er nicht mehr für eine weitere Wahlperiode kandidierte. Ihm folgte Joachim Rukwied aus Eberstadt nach, der zeitgleich auch den Vorsitz des Kreisbauernverbandes Heilbronn inne hat.

Harald Wetzler