Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde unseres Verbandes,

zum bevorstehenden Weihnachtsfest wünschen wir allen Rübenanbauern, Freunden und Partnern aus Unternehmen, Behörden und Organisationen friedvolle Feiertage, besinnliche Stunden und alles Gute für das kommende Jahr.

Das Landwirtschaftsjahr 2018 wird mit Sicherheit nicht nur in Süddeutschland wegen seines ungewöhnlichen Witterungsverlaufs in Erinnerung bleiben, sondern auch in die Annalen der Wetteraufzeichnungen eingehen.

Nach einem etwas verspäteten Start ins Anbaujahr sorgten sehr günstige Witterungsbedingungen für eine rasche Aussaat und eine zügige Jugendentwicklung der Rüben. Ab Juni allerdings hemmten ausbleibende Niederschläge und hohe Temperaturen das Rübenwachstum und der gravierende Wassermangel zeigte sich anhand von schlafenden Rüben, die dann zudem das Größenwachstum und die Zuckereinlagerung reduzierten. Mehr oder weniger über dem gesamten Sommer hinweg strömte heiße Luft aus dem Süden Europas ungehindert nach Deutschland. Ein beständiger Rückgang des Blattapparates bei den Zuckerrüben war die Folge der katastrophalen Trockenheit. Davon wurde auch die Getreideernte in hohem Maße beeinflusst, jedoch fielen die Einbußen hier nicht ganz so stark aus.

Die Auswirkungen des Wetters spiegelten sich in den Proberodungen wider. Bereits die erste Auswertung Anfang August offenbarte, dass der Rübenertrag weit unter dem des Vorjahres liegt, der Zuckergehalt jedoch den des Vorjahres übertreffen wird. Der Kampagnestart der meisten Fabriken wurde deshalb in die zweite Hälfte des Septembers gelegt. Die bis Ende November anhaltenden trockenen bzw. zu trockenen Witterungsbedingungen führten dazu, dass es zu keinem wie sonst üblichen Ertragszuwachs kam. Daher mussten die Ertragserwartungen für die Einzugsgebiete der einzelnen Zuckerfabriken – mit Ausnahme für die im südlichen Bayern gelegenen Werke Rain und Plattling und für das nördlichste Werk in Warburg – deutlich nach unten korrigiert werden. Während die Witterung die Roderfahrer vor enorme Herausforderungen stellte, begünstigte sie den Rübentransport in die Fabriken ungemein. Dieser gestaltet sich bis dato weitestgehend problemlos.

Insgesamt wird in diesem Jahr in Süddeutschland ein durchschnittlicher Rübenertrag von rund 67 t/ha und ein mittlerer Zuckergehalt von etwas über 19 % erzielt. In Anbetracht dessen wird die diesjährige Kampagne insgesamt deutlich kürzer ausfallen als erwartet. So werden die ersten Werke bereits kurz vor Weihnachten die Rübenverarbeitung einstellen, weitere folgen bis zum Jahreswechsel. Die Kampagnedauer der beiden südbayerischen Fabriken wird signifikant länger sein. Die Dauer der Kampagne 2018 wird voraussichtlich im Durchschnitt aller süddeutschen Werke 105 Tage erreichen.

Mit größter Aufmerksamkeit verfolgen wir die Preisentwicklung von Zucker in der EU. Ab Mitte 2017 rutschte der mittlere Abgabepreis bis heute um rund 30 % ab und bewegt sich momentan auf dem Niveau von ungefähr 350 €/t. Aufgrund der deutlich geringeren Zuckererzeugung in der EU als im Rekordjahr 2017 gehen Marktkenner davon aus, dass mittlerweile die in Westeuropa eher weniger bedeutsamen Spotmarkt-Geschäfte zu höheren Preisen abgerechnet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass auch der Zuckerpreis am Weltmarkt eine Parallelentwicklung vollzog, wobei dessen Absturz noch gravierender ausfällt. Lag die Notierung für Weißzucker in London zu
Beginn 2017 noch über 500 €/t, sackte er bis August 2018 auf Tageswerte von unter 270 €/t ab.
In den letzten Monaten stieg der Preis wieder leicht an. Derzeit wird Weißzucker am Weltmarkt mit rund 300 €/t gehandelt.

Verschärft wird das Problem durch die Agrarpolitik. Die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in einigen EU-Staaten stehen einem fairen innergemeinschaftlichen Wettbewerb im Wege. Eine weitere Renationalisierung der Gemeinsamen Agrarpolitik könnte zu zusätzlichen Wettbewerbsverzerrungen im Zuckersektor führen. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die Bestrebungen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer stärker zu beschränken, der europäischen Zuckerwirtschaft als Ganzes schweren Schaden zufügen könnten. Ohne Glyphosat und weiteren Herbiziden, Neonikotinoiden und Wirkstoffen gegen Pilzkrankheiten ist ein Standhalten der EU-Erzeuger im globalen Wettbewerb nicht vorstellbar. Deshalb gilt unser voller Einsatz im kommenden Jahr der Verteidigung dieser Wirkstoffe. Wir sehen uns durch die wissenschaftliche Beurteilung in unserem Bestreben bestärkt, müssen uns allerdings der gesellschaftlichen Diskussion mit Mut und Geschick stellen.

Unter dem Druck der künftig zu erwartenden stärkeren Volatilität bei Zucker-  und Rübenpreisen wird sich weisen, ob die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Rohstofferzeugern und Verarbeitungsunternehmen in Süddeutschland dem verschärften Wettbewerb standhält.

Am Ende eines ereignisreichen und von vielen Aufbrüchen geprägten Jahres danken wir allen,
die uns bei den vielfältigen Aufgaben im Interesse des Erhalts und der nachhaltigen Entwicklung des Rübenanbaus unterstützt haben, und bitten Sie, uns auch im Jahr 2019 mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

 

Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer e.V.

 

                        Der Vorsitzende                                                         Der Geschäftsführer

                        Dr. Hans-Jörg Gebhard                                             Dr. Fred Zeller