Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde unseres Verbandes,

zum bevorstehenden Weihnachtsfest wünschen wir allen Rübenanbauern, Freunden und Partnern aus Unternehmen, Behörden und Organisationen friedvolle Feiertage, besinnliche Stunden und alles Gute für das kommende Jahr.

Die süddeutsche Rübenanbauer und Südzucker blicken auf ein außergewöhnliches Jahr zurück. Am 1. Oktober 2017 begann ein neues Zeitalter für die europäische Zuckerwirtschaft. Mit dem Wegfall der Zuckerquoten und des Rübenmindestpreises wird unsere Branche nun noch stärker als bisher den Einflüssen des Weltmarkts ausgesetzt, der keineswegs von einem freien Spiel der Kräfte sondern von massiven staatlichen Eingriffen fast aller Marktteilnehmer geprägt ist. Die EU geht damit international einen Sonderweg und setzt ihre Erzeuger, Landwirte wie Zuckerunternehmen, der zunehmenden Volatilität des Weltmarkts aus.

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgen wir daher die Zuckerpreisentwicklung in der EU. Mit Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres 2017/18 zeichnet sich ein deutlicher Absturz des Zuckerpreises ab. Diese unerfreuliche Entwicklung wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen. Wesentlich mit beeinflusst wird die Baisse am EU-Markt von der Preisnotierung für Weltmarkt-Weißzucker an der Londoner-Börse. Lagen hier die Tagesnotierungen Anfang des Jahres noch bei etwa 530 €/t, stürzten sie bis in den Herbst auf Werte von knapp über 300 €/t ab und verharren seither auf diesem Niveau. Auf Grund der guten Ernte und der Flächenausdehnung in ganz Europa ist die EU zum Netto-Exporteur von Zucker geworden. Solange große Mengen Zucker auf dem Weltmarkt abgesetzt werden müssen, kann sich der EU-Zuckermarkt trotz Außenschutz nicht vom Weltmarkt abkoppeln. Die herausfordernden Entwicklungen am europäischen und Welt-Zuckermarkt werden daher direkten Einfluss auf die Ergebnisse der EU-Zuckerfabriken und Rübenanbauer haben. Gleich im ersten Jahr der neuen Zeitrechnung wir die Partnerschaft von Landwirten und Unternehmen auf die Probe gestellt.

Verschärft wird das Problem durch die Agrarpolitik. Die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in einigen EU-Staaten stehen einem fairen innergemeinschaftlichen Wettbewerb im Wege. Eine weitere Renationalisierung der Gemeinsamen Agrarpolitik, wie sie sich in den ersten Vorstellungen von Agrarkommissar Hogan für die Zeit ab 2020 abzeichnet, könnte zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen im Zuckersektor führen. Darüber hinaus ist zu befürchten, dass die Bestrebungen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln immer stärker zu beschränken, der europäischen Zuckerwirtschaft als Ganzes schweren Schaden zufügen könnten. Ohne Glyphosat, Neonikotinoide und Wirkstoffe gegen Pilzkrankheiten ist ein Standhalten der EU-Erzeuger im globalen Wettbewerb nicht vorstellbar. Deshalb gilt unser voller Einsatz im kommenden Jahr der Verteidigung dieser Wirkstoffe. Wir sehen uns durch die wissenschaftliche Beurteilung in unserem Bestreben bestärkt, müssen uns allerdings der gesellschaftlichen Diskussion mit Mut und Geschick stellen.

Höchst erfreulich ist dagegen für die Rübenanbauer und für den Verarbeiter der bisherige Verlauf des Anbaujahres und der Kampagne. In Süddeutschland wird 2017 wegen seiner ungewöhnlich günstigen Witterung für die Rübe in guter Erinnerung bleiben. Einer zeitigen Aussaat und einem eher kühlen und trockenen Frühjahr folgte ein regenreicher Sommer, der den Zuckerrüben besonders guttat und der wichtigste Grund für die außerordentlichen Rübenerträge ist. Bereits die Proberodungen im August deuteten auf eine Rekordernte hin. Auf dieser Basis und unter Berücksichtigung der zum Vorjahr deutlichen Flächenausdehnung wurde der Kampagnestart für alle Werke der Südzucker AG auf Anfang September festgelegt. Erfreulicherweise hielten die günstigen Witterungsbedingungen auch in den Herbstmonaten an und ließen eine schonende Rodung und bisher eine reibungslose Verladung sowie einen problemlosen Transport der Rüben zu. Auch die Verarbeitung in den Werken verläuft bis dato nahezu komplikationslos und auf einem konstant hohen Niveau.

Im ersten Anbaujahr der neuen Ära rechnen wir in Süddeutschland mit einem überdurchschnittlichen Rübenertrag von rund 89 t/ha bei einem mittleren Zuckergehalt von knapp 18 %. Die Zuckerfabrik Warburg wird als erstes Werk zum Ende des Kalenderjahres die Rübenverarbeitung einstellen. Die übrigen Werke werden noch bis Ende Januar 2018 weiter laufen. Als letzte Zuckerfabrik dürfte Wabern am 27. Januar 2017 die Verarbeitung beenden. Die Kampagne 2017 dauert damit im Durchschnitt aller süddeutschen Werke voraussichtlich 133 Tage.

Am Ende eines ereignisreichen und von vielen Aufbrüchen geprägten Jahres danken wir allen, die uns bei den vielfältigen Aufgaben im Interesse des Erhalts und der nachhaltigen Entwicklung des Rübenanbaus unterstützt haben, und bitten Sie, uns auch im Jahr 2018 mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

 

Dezember 2017

Verband Süddeutscher Zuckerrübenanbauer e.V.

 

Dr. Hans-Jörg Gebhard          Dr. Fred Zeller
Der Vorsitzende                     Der Geschäftsführer